Der Bergbauwanderweg am Niederrhein – Von der Halde Pattberg zur Halde Rheinpreußen

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Unterwegs auf dem
Bergbauwanderweg Niederrhein
Etappe 2

Das WanderzeichenAm 31.12.2012 war Schluss mit dem Steinkohlenbergbau am linken Niederrhein. Seit rund 170 Jahren war der Bergbau in dieser Region prägend für Menschen aus vielen Nationen und teils identitätsstiftend für die Städte, in denen die Kohle gefördert wurde. Im Jahr 2016 verband der “Verein der niederrheinischen Berg- und Wanderfreunde” mit Unterstützung des “Grafschafter Museums- und Geschichtsvereins” Zechen, Halden, Siedlungen und weitere geschichtsträchtige Orte zum “Bergbauwanderweg Niederrhein” – dem einzigen linksrheinischen Bergbauwanderweg. Ausgeschildert wurde der Weg mit dem Symbol des Steinkohlenbergbaus – Schlägel und Eisen. Bemerkenswerterweise entschied man sich für das “aufrechte” Zeichen und nicht für das in der Kartografie für stillgelegte Bergwerke übliche, auf dem Kopf stehende, Symbol. Denn der Weg will nicht einfach nur an den Bergbau am Niederrhein erinnern – nein, er will ihn weiterhin erlebbar machen. Auf rund 49 km von Neukirchen-Vluyn bis Rheinhausen erhält man einen lebendigen Eindruck der Arbeits-, Wohn- und Freizeitwelt der Bergleute von Anfang des 20. Jahrhunderts bis zum heutigen Tag. Folgt mir also über die beiden Etappen in meinem Heimatkreis Wesel.

Die gesamte Strecke im Überblick findet ihr hier: Der Bergbauwanderweg Niederrhein

Hier geht es zur 1. Etappe: Unterwegs auf dem Bergbauwanderweg Niederrhein Etappe 1

Hier geht es zur 3. Etappe: Unterwegs auf dem Bergbauwanderweg Niederrhein Etappe 3

Wasserturm zu Repelen

Wasserturm zu Repelen

Diese zweite Etappe startet an der Pattberghalde. Diejenigen, die den ÖPNV nutzen, steigen entweder auf der ersten Etappe an der Haltestelle “Kamp-Lintfort Restaurant Voss” in den Weg ein, oder beginnen später in Repelen an der “Lintforter Straße” weiter unten im Bericht. Autofahrer finden den Parkplatz in der Nähe der Pattbergstraße 77, 47445 Moers. Wer es am Ende der ersten Etappe noch nicht getan hat, dem empfehle zum Erkunden der Pattberghalde meine Tour “Tour 1288 – Moers-Repelen – Den Pattberg hinauf”. Vom Plateau der Halde schaut man weit in das Ruhrgebiet hinein sowie auf das Gelände der ehemaligen Zeche “Pattberg”. Links davon liegt die Siedlung “Muspasch”. Allerdings wird sie im Volksmund nur die “Beamtensiedlung” genannt. Hier wohnten die höheren Angestellten und Steiger. Die ersten 21 Jahre meines Lebens habe ich hier verbracht. Mein Vater, mein Bruder und auch mein Schwager fuhren auf Pattberg ein. Und so ist es nicht verwunderlich, dass auch ich hier nach meiner Ausbildung Untertage gearbeitet habe.

Nach dem Abstieg von der Halde startet die Wanderung am Ende des Parkplatzes nach rechts und am ersten Abzweig vorbei. Wenig später wendet man sich aber scharf nach links. Durch ein Wäldchen hindurch und anschließend nach rechts, steigt man gleich darauf links bergan. Da die Zeche nicht so stadtnah lag, wie Friedrich-Heinrich, entwickelte sich hier kein Zechenpark für die Anwohner, sondern der “Industriepark Moers Pattberg”. Dessen Logo – der weithin sichtbare Wasserturm  – liegt kurz vor der Autobahnüberquerung zur Linken. Dort ist auch noch eins der wenigen erhaltenen Bauwerke zu sehen – die Rohkohlenmischhalle. Ähnlich wie ein Cuvée beim Wein wurden hier unterschiedliche Kohlequalitäten zu einem einheitlichen Qualitätsstandard vermengt. Auf dem Hallendach entstand 2008 eines der größten Solardächer Deutschlands – etwa so groß wie anderthalb Fußballfelder. Nachdem man die “A42” überquert hat, führt der Weg nach Repelen hinein.

Kohlenmischhalle, Wassertrum und Schienenstrang

Kohlenmischhalle, Wasserturm und Schienenstrang

Der Charme Repelens zeigt sich einem nicht sofort, obwohl es reich an Historie ist. Angelehnt an Kamp-Lintfort könnte Repelens Dreiklang durchaus “Kelten – Kurort – Kohle” lauten. “Rapil ara hesi” oder “Altar des Hesus”, so wurde Repelen von den Kelten genannt. “Hesus” war der keltische Kriegsgott, und so war Repelen einst eine Opferstätte der Kelten. Zudem ist überliefert, dass ein Pilger aus Rom zur Buße die ältesten sieben Kirchen des römischen Reiches besuchen sollte. Im Jahre 1698 konnte er dazu ein Verzeichnis vorzeigen, in dem die Kirche zu Repelen explizit genannt wurde. Sie soll im siebten Jahrhundert entstanden sein. Die Steinkohlenvergangenheit begleitet uns nun ein Stück durch den Ort. Auf der “Windmühlenstraße”, zwischen den Hausnummer 50–56 stand bis 1927 tatsächlich eine Windmühle, geht es in den Ortskern. Hier liegen auch die Bushaltestellen “Windmühlenstraße”, welche mit der Linie 911 der NIAG erreicht werden können. Dort folgt man dem Wanderzeichen erst in die “Lerschstraße” hinein und dann im Zickzack, vorbei an schlichten Mehrfamilienhäuser für Bergleute, durch Repelen. Allerdings gibt es auch hier große Grünflächen zwischen den Bauten, die damals schon zur Freizeitgestaltung im Grünen einluden. Auch die Gärten hinter den Häusern lassen sich noch erkennen. Weiter westlich liegt noch die “Siedlung Repelen”. Diese erinnert durch ihre Bauweise sehr an die Backsteingotik. Schließlich steht man, nachdem man den “Grüngürtel” durchwandert hat, an der Straße “Am Jungbornpark”. Ein Abstecher zur Linken führt nach etwa 400 Metern zur Kirche. Das Turmmuseum, welches bis hinauf in die Glockenstube reicht, und die Erkundung des heutigen Kirchenbaus ist innerhalb einer Führung nach Absprache möglich. Hier wirkte ab 1894 der Pastor Emanuel Felke – Auslöser für einen ganz ungewöhnlichen Aufschwung Repelens.

Repelen City

Repelen City

Pastor Emanuel FelkeGedenkstein

Pastor Emanuel Felke
Gedenkstein

Vor uns aber steht der Betonbau eines Tennisclubs. Bis 1979 stand dort das “Jungbornhotel”. Hier treffe ich mich mit Christa Wittfeld. Sie ist Gästeführerin der Stadt Moers und im Vorstand des “Felkevereins”. Zudem wurde sie im Zimmer 1 des Jungbornhotels geboren. Es gehörte unter anderem ihrem Großvater und Vater. Während wir gemeinsam nach rechts durch den “Jungbornpark” schlendern, berichtet sie mir vom dritten Dreiklang-Element – dem “Kurort Repelen”. Dafür verantwortlich war Pastor Felke, welcher von Wuppertal nach Repelen wechselte und schon damals als Heilkundiger und Homöopath bekannt war. Nachdem er anfänglich nur von den Repelenern um Rat bei Rückenschmerzen und anderen Leiden gefragt wurde, sprach sich der Erfolg seiner “Licht, Luft, Wasser, Erde”-Kur und seiner ganzheitlichen Betrachtung des Menschen schnell herum und die Ratsuchenden kamen aus immer größerer Entfernung. Durch den Erfolg beflügelt bauten die Repelener – es waren 81 Anteilseigner – auf den Ackerflächen rund um das Repelener Meer in viel Eigenarbeit den “Jungbornpark”. Hier übernachteten die Gäste in sogenannten “Licht-Luft-Hütten” mit Türen und Fenster welche man nicht verschließen konnten. Getrennt in einem Männer-  und Frauenpark wurde nackt an der Luft Gymnastik getrieben und nur spartanisch gegessen.

Licht-Luft-Häuser

Licht-Luft-Häuser

Nachbauten der “Licht-Luft-Häuser” stehen am Eingang des Parks und können auf dem öffentlichen Teil eines Barfußpfades erkundet werden. Auch eine “Wandelhalle” – heute ein Veranstaltungspavillon – ist ein getreuer Nachbau. Die Wandelhalle wurde damals bei Regen für Wasseranwendungen und Gymnastik genutzt. Die Repelener wussten geschickt ihren Vorteil aus der Bekanntheit des “Lehmpastors” zu ziehen. Patienten wurden vom Bahnhof in Rheinkamp mit Droschken abgeholt und als die Schlafplätze in den “Licht-Luft-Hütten” nicht mehr ausreichten, zogen einige Anwohner in die Ställe und vermieteten die Stube. Alle Einnahmen blieben den Repelenern vorbehalten. Schließlich beendete der Erste Weltkrieg den florierenden Kurbetrieb, welcher sich auch danach nicht mehr erholte. 


Felke Museum

Felke Museum

So erreiche ich plaudernd mit Christa Wittfeld dann schließlich auch das “Felke Museum”. Christa Wittfeld erzählt nicht ohne Stolz, wie Ihr Mann und Sie den “Jungbornpark” wiederbelebten. Und sie schwärmt von dem bürgerlichen Engagement. Alle Ausstellungsstücke im Museum sind zum Beispiel von Repelenern zusammengetragen worden.

Weiterführender Link zum Felke Museum
Aus den von der Originalhütte abgeleiteten Maßen wurde im Jungbornpark eine im Grundriss ca. 3,20 mal 7,20 Meter und 4 Meter hohe Felke-Hütte als “Felke Museum” im Bereich der heutigen Parkanlage an der Straße “Am Jungbornpark” errichtet.

Barfußpfad

Barfußpfad

Nebenan liegt der Barfußpfad. Dieser Teil ist umzäunt und kann für 3 € (bitte Kleingeld bereithalten) genutzt werden. Eine schöne Abwechslung für die Füße. Neben den üblichen Untergründen wie Kies und Rindenmulch, sowie einem Kneippbecken, gibt es hier die seltene Möglichkeit über Glas zu laufen. Und um Felkes “Licht, Luft, Wasser, Erde”-Kur zu würdigen gibt es auch ein Lehmtretbecken. Wer alles über die spannende Geschichte um den “Kurort Repelen”, dem Jungbornpark und Pastor Felke erfahren möchte, dem empfehle ich unbedingt eine Führung zu buchen. Ich verabschiede mich von Christa Wittfeld mit einem Blick auf eine der Kastanien unter der Pastor Felke schon damals seine Patienten versammelte und wandere weiter durch den Park zum “Repelener Meer”.

 

Weiterführender Link zum Barfußpfad
Das außergewöhnliche Erlebnis im Repelener Jungbornpark. Barfuß auf den Spuren des „Lehmpastors“ über Mulch, Sand und Kiesel. Der im Mai 2010 eröffnete Barfußpfad bietet Ihnen dazu die Möglichkeit, an der frischen Luft ihre Füße einmal wieder ganz anders zu spüren.

Dort wird die Straße “Im Meerfeld” gekreuzt und das nostalgische Schild “Wanderweg” leitet uns auf einer Brücke über das Wasser des “Repelener Meeres”, das durch den “Moersbach” gespeist wird. Hier steht zur linken das damals größte Pumpenhaus der “LINEG”.

Hier geht es lang

Hier geht es lang

“LINEG” steht für “Linksniederrheinische Entwässerungsgenossenschaft” und sie ist ebenfalls ein Kind des Bergbaus. Vom rechtsrheinischen Steinkohleabbau und den Bergbausenkungen dort, kannte man die Auswirkungen wie Überschwemmungen und Versumpfung. Ruhr und Typhus waren die Folge. Das wollte man am linken Niederrhein unbedingt verhindern und gründete die “LINEG” welche seit damals bis heute und in alle Zukunft durch pumpen diese Region trocken hält. Jeder Wassertropfen, der aus der niederrheinischen Tiefebene in den Rhein gelangt, wird derzeit viermal gepumpt. Rechts haltend geht es nun entlang des “Moersbachs” flussaufwärts. Er fließt von Krefeld-Traar über Rheinberg – dort nimmt er auch das Wasser der Fossa Eugeniana auf – und mündet schließlich bei Ossenberg in den Rhein. Für eine ganze Weile begleitet das Plätschern des Bachs den Bergbauwanderweg Niederrhein durch die grüne Agrarlandschaft. So erreichen wir den “Tervoorter Waldweg” und wandern nach links zur ehemaligen “Zeche Rheinpreußen”. Mittlerweile heißt das Gelände “Eurotec”.

Fun Fact: Nachdem die chemischen Werke, welche damals zur Zeche Rheinpreußen gehörten, immer internationalere Geschäfte machte, wollte man ab 1951 das “ß” streichen und man sollte ausschließlich “Rheinpreussen” schreiben. Es hat sich wohl niemand an die Vorgabe gehalten.
Auf dem Gelände der Zeche Rheinpreußen

Auf dem Gelände der Zeche Rheinpreußen

Die beiden Schächte IX und V sind zwar verschwunden, aber es sind noch viele der alten Gebäude vorhanden. Die dunkelroten, fast braunen Backsteine erinnern mich an meine Ausbildung hier. Dreieinhalb Jahre fuhr ich entlang der alten Dampfleitung (der man heute leider nicht mehr folgen darf) hier hin, um meine Ausbildung zum Elektroanlageninstallateur und Energieanlagenelektroniker zu absolvieren.  Rechts ragt weiterhin die Gashaube von Schacht V in den Himmel. Sie stellte Grubengas für die benachbarten chemischen Werke zur Verfügung. Man passiert das alte “Fördermaschinenhaus” und biegt nach links.Hier macht es unheimlich Spaß auch ein wenig abseits des Wanderweges zu “streunen”. Überall gibt es immer noch etwas zu entdecken. Loks, Grubenloks und andere Erinnerungen an die Bergbauzeit stehen teils noch hinter den Gebäuden.

Die damaligen Ausbildungswerkstätten liegen nun rechts des Weges, der aber geradeaus das Zechengelände verlässt. Dabei passiert man ein Kraftwerk, in dem heute Energie aus Biomasse gewonnen wird. Welch ein Kontrast zu einem Ort, an dem über Jahrzehnte fossile Brennstoffe gefördert wurden. Auf der “Steigerstraße” unterquert man gleich zwei Schienenstränge und erreicht Rheinkamp.

Hier wendet man sich nach rechts und blickt links auf das ehemalige “Rathaus Rheinkamp”. In diesem befand sich bis Ende 2008 auch das “Moerser Bergamt”. Durch die Straße “Am Anger” und entlang der “Orsoyer Allee” kommt man schließlich zur “Halde Rheinpreußen”. Es folgt die Bergetappe hinauf zum “Geleucht”. Schon dort, wo die Bepflanzung zur Rechten endet, kann man einen ersten Blick auf die Umgebung werfen.

Blick von der Halde Rheinpreußen auf den Niederrhein

Blick von der Halde Rheinpreußen auf den Niederrhein

Das Geleucht

Das Geleucht

Nach dem kurzen aber knackigen Anstieg bietet sich aber wie zur Belohnung das ganze Panorama. Der wunderbare Kontrast zwischen Niederrhein und Ruhrgebiet breitet sich vor dem Betrachter aus. Zur Linken sieht man zurück auf Kamp-Lintfort und einen Teil der ersten Etappe. Nach Norden blickend über die A42 und die Haus-Knipp-Eisenbahnbrücke erkennt man links und rechts des Rheins Europas größten Stahlstandort Duisburg. Nach Osten geht der Blick bis weit in das Ruhrgebiet hinein. Wer zur rechten Zeit kommt, kann all dies von der Aussichtsplattform des “Geleucht” genießen. Auf der Wendeltreppe geht es an der heiligen Barbara vorbei, noch einmal 10 Meter in die Höhe. Und falls man sich in der Dunkelheit auf den Weg gemacht hat, wird man die beeindruckende rote Beleuchtung am Haldenabhang sehen. Otto Piene, der Künstler, dem wir das “Geleucht” zu verdanken haben, wollte damit das Bild der „Kohle, die Wärme und Energie durch Feuer schafft – und die Grubenarbeit mit ihren besonderen Bedingungen und Gefahren.“ ins Bewusstsein rücken. Für mich persönlich steht die Grubenlampe tatsächlich auch für jeden einzelnen Bergmann. Denn fehlte damals am Schichtende eine Grubenlampe in der Lampenstube, dann fehlte auch ein Bergmann. Über die Stadt Moers lassen sich unterschiedliche Führungen buchen. Eine besondere Empfehlung sind die Nachtführungen wenn Teile der Halde in glutrotes Licht eintauchen.

Weiterführender Link zum Geleucht
Während der Öffnungszeiten stehen die „Haldewarte“ in der Regel den Gästen des Geleuchts für Informationen und Fragen gerne zur Verfügung. Gästeführer Karl Brand bietet Tag- und Nachtwanderungen (Dauer ca. 1-3 Stunden) auf und rund um das Geleucht an.

Hallo Wanderer

Nach dem ausgiebigen Genuss dieser Landmarke geht es in Serpentinen hinunter an den Waldsee und nach rechts. Später, an der nächsten Möglichkeit, wendet man sich abermals nach rechts. Über den Weg “Rehwinkel” verlässt man den waldigen Abschnitt und wandert später links in die “Gutenbergstraße”. Wer mag, kann hier einen kleinen Abstecher zur Moerser Geschichtsstation 42 machen. Dort, auf dem Friedhof Lohmannsheide, ruhen unter anderem Zwangsarbeiter des großen Lagers der Zeche Friedrich Heinrich in Kamp-Lintfort, das nördlich des Schachtes „Norddeutschland” lag. Ein Mahnmal von 1998 und ein Gedenkstein aus den 1960er Jahren erinnern auch an dieses dunkle Kapitel der Bergbaugeschichte. Der Bergbauwanderweg folgt der “Gutenbergstraße” und der “Voßbuschstraße” über eine Kreuzung hinweg in den “Hegentweg”. Plötzlich wieder im Grünen folgt man ihm bis zu einem Bahnübergang. Vor diesem wandert man entlang der Schienen nach rechts und am Haupteingang des Wetterschachts “Gerdt” vorbei. Wetterschächte dienten der “Belüftung” des Bergwerks. Auch hier am Schacht “Gerdt” lässt sich die Transformation der Bergbaugeschichte in die heutige Zeit gut ablesen: In der ehemaligen Kaue werden zur Zeit 32 Wohneinheiten gebaut. Wer hier einzieht, wohnt verkehrsgünstig und hat einen atemberaubenden Ausblick über grüne Wiesen auf die rostige und über 100 Jahre alte Stahlfachwerkeisenbahnbrücke “Haus Knipp” sowie den Rhein.

Schacht Gerdt mit Blick auf die Haus-Knipp-Brücke

Schacht Gerdt mit Blick auf die Haus-Knipp-Brücke

An der”Kohlenstraße” bleibt man seiner Laufrichtung auf der anderen Seite des Schienenstrangs treu.Nun ist man am “Uettelsheimer See” unterwegs, wandert bald nach rechts und folgt auf Trampelpfaden den gelben Schildern einer Pipeline bis zum Parkplatz an der “Elisenstraße”. Hier wandert man jetzt eine ganze Weile in Ufernähe am See entlang. Der See entstand durch Ton- und Kiesabbau von den 1920er Jahren bis in die 1990er Jahre. Während man zu Beginn noch durch die junge rekultivierte Landschaft lief, wandert man nun nach Süden in den älteren Teil des Sees. Gespeist wird dieser aus Grundwasser, aber auch der nahe Rhein hat großen Einfluss auf den Wasserstand. So kann es immer wieder mal vorkommen, dass Teile des Weges unter Wasser stehen. An einem schönen Wasserspielplatz mit Liegewiesen und Grillmöglichkeiten verlässt man den See dann nach rechts.

Schacht IV

Schacht IV

Bereit Anzufahren?

Bereit Anzufahren?

Über eine Kreuzung hinweg führt der Wanderweg weiter durch Wohnbebauung sowie an ausgedehnten Wiesen mit Blick auf die Halde Rheinpreußen vorbei. Der Schlussakkord dieser Wanderung wird dann zu einem, wie ich es gerne nenne, Rock’n’Roll-Abschnitt. Bis zum Schacht IV der Zeche Rheinpreußen wandert man durch den Trubel und der Hektik eines Industriegebietes, gemischt mit Einzelhandel, Gastronomie, Fitness-Centern und Discountern. Das 48 Meter hohe Doppelstrebengerüst des Schachtes ist nicht zu verfehlen, thront es doch majestätisch und in sich ruhend über dem wuseligen Treiben auf diesen letzten Metern. Seit 1997 hat der “Grafschafter Museums- und Geschichtsverein” das Nutzungsrecht für das Fördermaschinenhaus und renovierte dieses bis in das Jahr 2000. Ehrenamtliche Mitarbeiter kümmern sich seitdem um den Erhalt der Fördermaschine aus dem Jahre 1908. Zu ihren Aufgaben gehören aber auch Führungen durch das Maschinenhaus sowie das Untergeschoss. Dort kann man durch eine Strecke – also einem Grubenbau ohne Tagesöffnung – gehen, die Dunkelheit erfahren oder im Nachbau einer Kaue anhand einer Pottlampe erleben wir hart es war diese Dunkelheit zu besiegen. Auch seinen Püngel kann man hier unter die Decke ziehen. Einzigartig ist wohl auch die Ausstellung zu den Rettungsmitteln der Grubenwehr und deren Veränderung im Laufe der Zeit. Eine wunderbare Lichtinstallation bringt diese Ausrüstung zum Strahlen. Mittlerweile ist der Schach IV auch Austragungsort der “Nacht der Industriekultur” oder kurz “Extraschicht”. Ganz neu ist die Möglichkeit sich in diesem tolle Ambiente das JA-Wort geben zu können. Mit der Empfehlung, sich die Führung nicht entgehen zu lassen, soll diese Etappe hier enden. In der Nähe befindet sich für die Nutzer des ÖPNV die Haltestellen “Wiesenstraße”.

Weiterführender Link zum Schacht IV
Das 48 Meter hohe Doppelstrebengerüst von Schacht IV ist ein wichtiges Denkmal der Industriekultur und gilt gleichzeitig als das älteste Gerüst dieser Bauart im Ruhrgebiet. Im angrenzenden Maschinenhaus steht eine der ältesten elektrischen Fördermaschinen des Ruhrgebiets. Seit der Renovierung wird das Gebäude vom Grafschafter Museum- und Geschichtsverein in Moers e.V. betreut.

 

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