Auf dem Niederrheinweg durch die Genussregion Niederrhein – Teil 1

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Zu Fuß durch die Genussregion Niederrhein

Wie erkundet man den Niederrhein? Mit dem Fahrrad wird wohl die häufigste Antwort sein. Dabei kann man den Niederrhein auch wunderbar zu Fuß erkunden, beispielsweise auf dem NiederrheinWeg. Der knapp 130 Kilometer lange Rundweg wurde vom Verein „Niederrheinischen Berg- und Wanderfreunde“ konzipiert. Aufgeteilt in neun Etappen verbindet er linksrheinisch acht Rathäuser in den Kreisen Kleve und Wesel, die beide zusammen die Genussregion Niederrhein bilden. Wer oder was ist diese “Genussregion” eigentlich?  Monika Stallknecht, Leiterin der Geschäftsstelle des Genussregion Niederrhein e.V. für den Kreis Wesel kennt die Antwort.

“Wir wollen den Entwicklungsraum Niederrhein nachhaltig gestalten und dazu regionale Wertschöpfungsketten ausbauen. Gemeinsam mit der bäuerlichen Landwirtschaft suchen wir Lösungen für die Vermarktung und Weiterverarbeitung der regionalen Produkte. Dabei liegt uns die Reduzierung des CO₂-Fußabdrucks ebenso am Herzen, wie das Wohl der Tiere und eine größtmögliche Biodiversität.“

Neugierig auf diesen „Klimaschutz durch kurze Wege“ wandere ich los und plane auf drei Etappen des NiederrheinWeges den Besuch von Mitgliedsbetrieben der Genussregion Niederrhein ein, die an der Wegstrecke liegen. Heute nehme ich euch mit auf die:

Etappe 1 von 3

Von Neukirchen nach Rheurdt

Rathaus Neukirchen-Vluyn

Die erste Etappe startet in meiner Heimatstadt Neukirchen-Vluyn. Vom Rathaus in Neukirchen wird mich der Weg über etwa 15 Kilometer durch Vluyn nach Rheurdt führen. Gleich am Rathaus erinnert mich die Seilscheibe daran, dass Neukirchen-Vluyn in der heutigen Form nur dank der Zusammenlegung der beiden Ortsteile links und rechts des Bergwerks Niederberg im Jahre 1928, existiert. Wenige Jahre zuvor wurde die “Möllenbruckshofsiedlung”, durch die ich zu Beginn wandere, erbaut. Die für Zechensiedlungen typischen Backsteinhäuser, in denen damals Steiger oder Angestellten wohnten, sind mittlerweile durch zahlreiche Umbauten und Renovierungsarbeiten zum individuellen Zuhause ihrer heutigen Bewohner geworden. An diese Häuser schließen sich die gut erhaltenen, aber einfachen Wohnkomplexe der Bergleute an. Eines aber haben alle Häuser – Gärten! Sie dienten der Selbstversorgung und sind heute Orte der Erholung. Seit 2002 ist der Steinkohlebergbau in Neukirchen-Vluyn Geschichte und das Zechenwäldchen, eine damals gängige Schutzbepflanzung, zur Linken und die Halde Norddeutschland zur Rechten zeugen noch davon.

Blick auf das Fördergerüst

Wie groß das Gelände der Zeche war, könnt ihr dort, wo das Wäldchen durch eine Sichtachse unterbrochen wird, erahnen. In der Ferne stehen noch die beiden ehemaligen Schächte der Anlage. Der Weg bringt mich weiter nach Vluyn und in dessen alten Stadtkern. Hier teilt sich der NiederrheinWeg ein Stück der Strecke mit dem historischen Rundweg Vluyn. Ob nun Lehrerhaus, die heutige Musikschule, die alte Schmiede oder aber die über einen kleinen Abstecher erreichbare Dorfkirche – das gesamte Ensemble versetzt mich mit seiner Architektur nahezu in die Anfänge des 19. Jahrhunderts zurück. Zudem sind an einigen Gebäuden Tafeln angebracht, welche den damaligen Zweck der Bauten erläutern. Es dauert nicht lange und ein anfangs verwunschener Pfad bringt mich vom Vluyner Friedhof zum Schloss Bloemersheim, dessen Ursprung das im Jahre 1406 erstmals erwähnte Gut Blomertshof ist. Es wird privat bewohnt und kann nicht von innen besichtigt werden. Die morgendliche Herbstsonne entschädigt aber mit wunderschönen Eindrücken vom Schloss und dessen mit Schilf bestandenem Weiher. Später könnt ihr etwas abseits des Weges den orientalisch anmutenden Maurischen Pavillon entdecken. Das ehemalige Teehaus der gegenüberliegenden Leyenburg ist mittlerweile eine Außenstelle des Rheurdter Standesamts. Auf dem anschließenden Waldweg erreiche ich die Schienen der alten Kreisbahn. Knapp sechzig Jahre fuhr hier die Bahn seit 1909 zwischen Moers und Schaephuysen. Heute zieht der Duft eines Lagerfeuers zu mir herüber und ich mache einen Abstecher zum „Bloemersheimer Weihnachtsbaumverkauf“.

Bloemersheimer Weihnachtsbaumverkauf

Frische Tannenbäume und gemütliche Atmosphäre – der Weihnachtsbaumverkauf Bloemersheim

Ab Ende November bis zum 23. Dezember könnt ihr hier jedes Jahr von 10 bis 16 Uhr euren Weihnachtsbaum selber schlagen oder euch einen schon frisch geschlagenen Weihnachtsbaum auswählen. Ich habe Glück und treffe Friedrich Freiherr von der Leyen, den Hausherrn von Schloss Bloemersheim. Aber wie kamen die von der Leyen nach Neukirchen-Vluyn? Der Freiherr erzählt: “Wir von der Leyen waren Seidenfabrikanten und in Krefeld gab es den Friedrich-Heinrich von der Leyen. Das war der bedeutendste und die Firma war in seiner Zeit in der größten Blüte. Dann kamen die Napoleonischen Kriege und es ging wirtschaftlich abwärts. Er war Bürgermeister, er war auch Abgeordneter des Abgeordnetenhauses in Paris. Wir waren damals ja Frankreich. Wir waren “Département de la Roer”. Und da war er der entsprechende Vertreter und saß in Paris im Parlament. 1787 haben wir dann Haus Kiekhorst, die spätere Leyenburg, erworben. Das Haus wurde sehr aufwändig gebaut. Die hohe Qualität sieht man ja heute noch. Und dann wurde 1802 Bloemersheim gekauft. Parallel dazu auch Haus Meer. Seitdem ist die Familie auf dem Land. Später gegen 1864/65 war das industrielle Engagement in Krefeld dann auch zu Ende.

Schloss Bloemersheim

Sah das Schloss schon immer so aus, wie es heute dasteht, möchte ich wissen. “Bloemersheim war eine winzige Burganlage. 10×10 Meter, quadratisch. Das war alles. Unten Steine, oben Fachwerk. Mehr war das nicht. Man kann das heute noch genau sehen. Wenn man durch die Haustür hineingeht, kommt man in die Diele. Und die Diele ist genau die ursprüngliche alte Wohnformgröße. Hier sind die Wände dick. Woanders sind das ja alles dünne Wände. Warum? Weil man nicht genug Gewicht auf die Erde kriegen konnten. Sie war nicht tragfähig. Es hat unendliche Bauepochen gegeben. Wir hatten in den 80er Jahren Bergbau hier. Mit prophylaktischen Arbeiten, die ja ungeheuer viel gemacht haben. Wo auch sehr viel historische Forschung betrieben wurde. Die waren ja immer begleitet durch einen Archäologen und wurden sehr gut überwacht. Seit der Zeit haben wir Kenntnisse, die wir vorher nie hatten und auch sonst nie bekommen hätten“, weiß der Freiherr. Mittlerweile hat es Schloss Bloemersheim ja zu dem Wahrzeichen von Neukirchen-Vluyn geschafft. “Es gibt eine Menge Leute, die kennen Bloemersheim nicht, das ist so. Aber das wird auch nie anders sein und muss auch nicht anders sein. Aber Bloermersheim ist so ein bisschen Markenzeichen. Bloemersheim ist längst von der Bevölkerung sozusagen in den eigenen Schatz genommen worden. Und es ist auch schön so, dass das passiert ist. Man merkt das. Da gibt es Identifikation mit den Dingen und das ist gut”, sagt er nicht ohne Stolz. Auf meine Frage seit wann Schloss Bloemersheim Weihnachtsbäume verkauft, erklärt er: “Weihnachtsbäume in Bloermersheim verkaufen wir schon seit dem Zweiten Weltkrieg. Aber natürlich nicht so professionell. Damals ging man noch in den Wald und holte die Fichten aus den Kulturen. Da wurden die noch auf dem Schlosshof verkauft. Aber natürlich kamen nur ein Bruchteil der Gäste, die uns heute besuchen. Den Verkauf im Wald gibt es etwas seit 25 Jahren“.

Apropos Fichten! Ich out mich hier als Fichten-Fan. Ich liebe einfach den Duft. Den mag auch der Freiherr, jedoch: “Die Fichte ist ein ja auch ein schöner Weihnachtsbaum. Aber sie ist etwas aus der Mode geraten. Anspruchsvollere Bäume haben offenbar die Oberhand gewonnen.

Der “Tannenbaummann”. Herr Bening – Forstbetriebsleiter

Auch wenn ihr nicht mit einem Tannenbaum über der Schulter weiterwandern möchtet, lohnt sich der Besuch. Ihr könnt euch am Lagerfeuer ein wenig aufwärmen, eine Waffel oder eine Wurst essen und einen Punsch trinken. Und ihr könnt euch die stolzen „Zwerge“ anschauen, die mit Mama oder Papa ihren riesigen Tannenbaum zum Tannenbaummann bringen. Der heißt in Wirklichkeit Herr Bening, und ist der Forstbetriebsleiter. Er stellt die Höhe der Bäume fest und rechnet ab. Für viele Familien ist er über all die Jahre aber einfach der Tannenbaummann geworden. Ich möchte wissen, wie lange die Bäume hier vor dem Verkauf gepflegt werden und welcher Aufwand dafür betrieben wird. “Angebaut wird auf gut 30 ha. Hier und bei Haus Meer. Die Tannen kommen als dreijährige Bäume an. Wenn wir sie pflanzen, kommen dann noch bis zu acht Standjahre hinzu. Der Pflanzabstand ist so gewählt, dass die Maschine genau dazwischen passt und möglichst wenig stehen bleibt, was wir mit dem Freischneider wegmachen müssen. Wir sind ja PEFC-Zertifiziert. Das ist ein Qualitätsstandard, der auch eine ökologische Produktion voraussetzt und das gibt ja vor, was wir dürfen und was wir nicht dürfen. Wir haben uns das ausgesucht und fahren so oft wie nötig mit dem Mulcher dadurch, 4 oder 5 Mal im Jahr, dann bei 30 ha.”, erklärt er mir. Wann beginnt denn die Vorbereitung für den Verkauf, frage ich. “Wir verkaufen ja auch vor der offiziellen Eröffnung. Es gehen Bäume also schon am 15. November weg. Aber dieses Jahr war die Weihnachtsbaumkönigin hier, zur Saisoneröffnung. Das war Anfang November, deswegen war das hier auch schon vorbereitet.

Heimeliges Lagerfeuer

Ansonsten ab etwa Mitte November. Das ist aber trotzdem viel Vorbereitung. Da muss man früh anfangen, damit man im Endeffekt alles hinkriegt.” Dann weist er noch darauf hin, dass die Preise im Vergleich zum letzten Jahr stabil geblieben sind und die Sisalbindung als Alternative zum Kunststoffnetz kostenlos angeboten wird. Auf meine Frage, wie ich den Baum am besten frisch halte, hat Herr Bening eine verblüffend einfache Antwort: “Ins Wasser stellen. Einfach nur Wasser. Der hat es in der Natur so, und keine Zaubermittel.” Ich breche auf. Zumindest will ich das, aber Freiherr Friedrich von der Leyen fragt mich, ob ich denn noch auf den „Berg“ ginge? Dort könne man dieses Jahr noch Nordmanntannen selbst schlagen. Genau dorthin führt mich der Niederrheinweg nun.

Links zur Genussregion Niederrhein e.V.

Genussregion Niederrhein e.V.
Schloss Bloemerheim

Zu Fuß durch die Genussregion Niederrhein Teil 2

Zu Fuß durch die Genussregion Niederrhein Teil 3

Und weil sich die kurzen Transportwege nicht nur in Neukirchen-Vluyn positiv auf die weihnachtliche Ökobilanz auswirken, gibt es vom Genussregion Niederrhein e.V. hier einen Flyer mit vielen weiteren regionalen Weihnachtsbaumanbietern am Niederrhein.

Weihnachtsbäume vom Niederrhein (PDF 1,36 MB)

Der Weg bringt mich aus dem Wald in eine Landschaft, die wohl jeder als niederrheinisch im Kopf hat. Weiden, Wiesen, Koppeln – die Strecke gesäumt von Kopfweiden und ich kann jetzt schon sehen, wer mir in 10 Minuten entgegenkommt.

Niederrhein wie im Kopfkino

Aber das wird nicht lange anhalten. Unmerklich geht es bergauf. Auf den “Berg”, den Friedrich Freiherr von der Leyen angesprochen hat. Der „Berg“ ist eine eiszeitliche Endmoräne und räumt mit dem Vorurteil des flachen Niederrheins auf. Zumindest ein bisschen. Auf diesem niederrheinischen Höhenzug, der sich etwa von Krefeld bis nach Nimwegen erstreckt, geht es jetzt nämlich von einem Berg zum nächsten. Er entstand in der vorletzten Eiszeit. Damals kam der Gletscher von Nordosten, also rechts des Weges, und schob Sand, Erde und Geröll vor sich her. Bis hier hin. Dann schmolz der Gletscher langsam vor sich hin, und der Höhenzug blieb zurück. Über den Hahnenberg erreiche ich den Mühlenberg mit dem St.Michealturm. Der weiße ehemalige Mühlenturm thront förmlich als Landmarke auf dem Höhenzug und ist heute eine Jugendbildungsstätte mit vielseitigem Angebot. Unweit des Wanderwegs liegt auch der “Ort der Stille” – einer Gedenkstätte der Schönstattbewegung. Weiter geht es zum Saelhuyser Berg.

Die Streuobstwiese – immaterielles Kulturerbe Deutschlands

Neben dem Eierautomaten eines nahen Bauernhofes, der auch diverse regionale Getränke und Sacks bereithält, gibt es Dank der umtriebigen Dorfgemeinschaft Schaephuysens hier einiges zu entdecken. Gut versteckt liegt zur Linken ein Biotop. Früher ein Motocrosseldorado, herrscht nun in der Grube Stille und die Natur wird sich selbst überlassen. Es folgt der Blick zurück in die Geschichte Schaephuysens und wenig später findet ihr das Guckloch am Wasserhochbehälter. Was ihr dort sehen könnt, wird nicht verraten. Es liegt in der Natur des Gucklochs, dass man vorher nicht weiß, was sich dahinter verbirgt. Bis in den Spätsommer ein Muss: Die Streuobstwiese und damit ein Teil des immateriellen Kulturerbe Deutschlands. Jetzt im Herbst kurz, vor dem Winter sind aber sogar die Bienen aus dem Stock verschwunden.  Wenig später liegt zur rechten der “Ausblick Ruhrgebiet” und hier ist es kein Geheimnis, was ihr erblicken könnt. Aus fast 80 Meter Höhe, euch liegen die saftigen Wiesen und Weiden in der Grundmoräne zu Füßen, reicht der Blick bis weit in das Ruhrgebiet hinein. Rechts schaut die Spitze von St. Hubertus, der Kirche Schaephuysens, vorwitzig über einen Hügel. Mit diesen Kontrasten im Sinn erreiche ich nach dem Überwinden des Schardenbergs, wenig später die Turmwindmühle aus dem Jahr 1880 im Ökodorf Rheurdt. Von hier sind es nur noch wenige Minuten bis zum Rathaus, an dem diese Etappe endet.

Weiterführende Informationen zum Niederrheinweg.

Erdacht und konzipiert von den
Niederrheinischen Berg- und Wanderfreunden eV.

Alle Etappen in der Übersicht:

Etappe 1(a) von Moers nach Traar
Etappe 1(b) von Traar nach Neukirchen-Vluyn
Etappe 2 von Neukirchen-Vluyn nach Rheurdt
Etappe 3 von Rheurdt nach Kamp-Lintfort
Etappe 4 von Kamp-Lintfort nach Issum
Etappe 5 von Issum nach Alpen
Etappe 6 von Alpen nach Rheinberg
Etappe 7(a) von Rheinberg nach Orsoy
Etappe 7(b) von Orsoy nach Moers

Die Wegbeschreibungen gibt es natürlich auch hier im Blog:

NiederrheinWeg

 

 

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